Hessen: Hier können Neonazis ungestört feiern – Mindestens 8 Konzerte in 2014!

Die Antifaschistische Bildungsinitiative e.V. kritisiert, dass in Hessen nun schon mehrfach Rechtsrock-Konzerte ungestört stattfinden konnten. Die hessische NPD hat nach eigenen Angaben Konzerte mit dem Liedermacher „Lunikoff“ im Wetteraukreis, dem Lahn-Dill-Kreis und dem Landkreis Gießen durchgeführt. „Lunikoff“  war früher Sänger bei der als terroristische Vereinigung geführten Neonazi-Band „Landser“, die in der Szene als „Terroristen mit E-Gitarre“ bezeichnet wurden. Die neonazistische Partei bedankt sich ausdrücklich bei der Polizei, dass diese für einen störungsfreien Verlauf der Rechtsrock-Konzerte ohne  Gegenproteste gesorgt hätte.

Rechtsrock ist die Einstiegsdroge in die Neonazi-Szene. Dazu passt, dass die NPD-Jugend den Macher eines rechtsextremen Radio-Senders als Redner im Lahn-Dill-Kreis präsentiert. Die Neonazis haben verstanden, dass sie Nachwuchs vor allem mit Musik ködern können. Die Antifa-BI e.V. hat nach dem Konzert in Hungen-Villingen eine deutliche Verfestigung der regionalen Neonazi-Strukturen festgestellt. Hier wurden alte Kontakte aufgefrischt und junge Menschen neu in die hessischen Neonazi-Strukturen integriert. Dutzende Neonazis posieren in den sozialen Netzwerken mit Bildern des Sängers.

Seit den Undercover-Aufnahmen des Journalisten Thomas Kuban und der daraus entstandenen, mehrfach preisgekrönten Dokumentation „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ ist belegt, was auf diesen Konzerten passiert. Dies sind neben dem obligatorischen Menschenhass die verschiedensten Straf,- und Gewalttaten. Bei den Konzerten präsent sind auch Gruppen wie das in Deutschland verbotene Blood + Honour Netzwerk und deren Ableger Combat 18. Solche Gruppen und ihre Vordenker haben in den letzten Jahrzehnten mehrfach terroristische Neonazis, darunter auch den NSU, zu ihren Morden inspiriert.

Teile der hessischen Sicherheitsstrukturen haben durch die Vertuschungen um den NSU-Mord in Kassel und den skandalösen Verfassungsschutz ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Wenn der Eindruck besteht, dass Neonazis und Verfassungsschützer eine Kumpanei eingehen, sollte diese Behörde aufgelöst und eine neue zivilgesellschaftlich und parlamentarisch kontrollierte Ersatzstruktur geschaffen werden. Hier müssen endlich Konsequenzen gezogen werden.

Presse:

mittelhessen.de

Die Antifa-BI e.V. bietet Schulworkshops zum Film „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ an: http://antifabi.eu/?p=2007

Das Konzert in Hungen-Villingen wurde von Mitgliedern der Antifa-BI e.V. dokumentiert.

Update: 2014 haben nach Anfragen des MDL H. Schaus mindestens 8 Rechtsrock-Konzerte in Hessen stattgefunden: Siehe hier: http://www.fr-online.de/rhein-main/rechtsextremismus-neonazis-feiern-in-hessen,1472796,29962046.html

Hier noch Infos zu dem NPD-Jugend-Gastredner:

http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/nazi-hipster-patrick-schr%C3%B6der-macht-ansgar-aryan-fsn-tv-und-live-h8-9391

Der sog. VS in Hessen: „Lotste ein Neonazi-V-Mann den Verfassungsschützer Andreas Temme 2006 an den NSU-Tatort in Kassel? Es gibt neue Hinweise, die diese These untermauern, zudem spielte der Geheimdienstler die Rolle seines Informanten herunter.“ Artikel von Andrea Röpke hier: